Sallach
Heimatgeschichte Sallach - Die Anfänge
Die Festschrift zur Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Sallach von 1987 enthält Beiträge zur Ortsgeschichte. Da ein Heimatbuch für diesen Rainer Stadtteil nicht vorliegt und die Festschrift nur in begrenzter Auflage gedruckt wurde, stellt der Autor Adalbert Riehl diese Aufsätze für die Homepage der Stadt Rain zur Verfügung.
Teilweise sind in die Texte auch Daten und Ereignisse aus jüngerer Zeit eingearbeitet (dies ist kenntlich gemacht bzw. ergibt sich aus den Jahresdaten).
Zum Geleit
Mit dem geschichtlichen Auge durch das Dorf gehen, dem schriftlichen Nachlass unserer Ahen lebendig werden lassen und daraus manches der Gegenwart zu erklären versuchen – das ist Ziel dieses Überblicks. Eine vollständige Ortsgeschichte ist in dieser Kürze nicht möglich.
Was noch nicht geschrieben steht
Römische Brandgräber im Talgrund östlich der Ortschaft beweisen, dass die Sallacher Flur schon in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten besiedelt war. In der Mundart heben sich in der Gegend bis heute gar Worte keltischen Ursprungs – also aus der vorchristlichen Zeitrechnung – gehalten und Funde im Umkreis gehen bis auf die Steinzeit zurück.
Der Ortsname, entstanden mit der bajuwarischen Landnahme, wird mit "Siedlung bei den (Sal-) Weiden" gedeutet. Die Beifügung "ach" bringt einmal die Verbindung der Weiden mit ihren Standort am Bach und deutet zum zweiten auf eine Gründung erst in einer zweiten Landnahme und Besiedlung wohl im 7. Jahrhundert hin. Zunächst entstanden im frühen 6. Jahrhundert die "ing"- Orte (Peiching, Dilling, Gempfing), zeitlich gesehen folgen in der Reihe die -heim, -dorf, -hausen und -stätten und dann die -(b)ach-Orte; erst im 8. Jahrhundert wurden beispielsweise die -kirchen-Orte gegründet. Die erste Bevölkerung nach diesen verbliebenes Ortsgründungen waren das Mischvolk der Bajuwaren und verbliebenes römisches Restvolk.
Erste Urkunden zur Ortsentwicklung
Als das Kastenamt Bayerdilling von den Wittelsbacher Herzögen – etwa um 1200 – gegründet wurde, wurde Sallach die Grenzzollstätte. Im 1. Herzogsurbar (um 1230 angelegt) ist bereits eine Mühle in Bayerdilling "gegen Salach" genannt. Im 2. Herzogsurbar der Wittelsbacher, um 1280 schon im Amt Rain angelegt, ist unter dem Ort Bayerdilling wieder die Mühle gegen Sallach aufgeführt, dazu jetzt noch eine Mühle in Sallach. Im Salbuch (Einnahmeverzeichnis) des Klosters Thierhaupten erscheinen 1243 auch Ölgilten "in dem Salach"; Besitzungen lassen sich für Thierhaupten noch 1580 und 1752 nachweisen. Begütert war in Sallach um 1300 auch das Kloster Scheyern, das Hauskloster der Wittelsbacher Herzöge. Am 3. April 1245 beurkundete Bischof Siboto von Augsburg, dass Luitoldus und Hainricus von Hurnloch (Hurlach südlich von Augsburg), Brüder, und Adilhaidis, Gemahlin des Ritters Gissen, ihren Hof in Sallach der Kirche daselbst schenkungsweise übergeben mit der Bedingung, ihn an Rudolf von Hausen und seine Söhne Rudolf, Otto und Ulrich zu verleihen. Die Urkunde wird im Stadtarchiv Rain verwahrt. Auf welche Weise sie dorthin gelangte, ist nicht erklärt; Rain befand sich in jenem Jahr erst in der Gründungsphase, der erste urkundliche Nachweis über die Stadtgründung ist von 1257.
Vom nahen Kloster Niederschönenfeld und seinen Gütergeschäften sind viele Urkunden vorhanden; an dieser Stelle nur einige frühe Auszüge. 1302 erwarb das Kloster Niederschönenfeld von Ludwig dem Schenk aus der Au ein Gut zu Sallach, das Ludwig der Kallener zu Lehen hatte. Im gleichen Jahr erwarb das Kloster ein anderes Gut von Berchtold von Straß. 1312 erhielt das Kloster Niederschönenfeld eine halbe Hofstatt und den Zehent aus 2 Äckern zu Sallach vom Kloster St. Walburg in Eichstätt, das Gempfing als geschlossene Hofmarkt erworben hatte und bis 1806 besaß. 1340 verkaufte Eberhardt der Vordermann von Kergolzhofen an das Kloster Niederschönenfeld das "Prittelinsgut" zu Sallach und 1347 erwarb Niederschönenfeld ein Höflein von den Judmann von Rohrenfels. Niederschönenfeld muss später einen Teil dieser Erwerbung wieder abgegeben haben, denn 1752 besaß es, wie aus der Übersicht über alle Anwesen hervorgeht, nur noch drei Bauernhöfe im Ort. 1580 waren noch zwei Höfe und zwei Huben in Niederschönenfelder Eigentum.
1413 stiftete Hans Dyntel, gesessen zu Sallach, dem Kloster Scheyrn 1 Pfund Wachs "an das Licht" aus seiner Hube (= halber Hof) zu Sallach. 1418 verkaufte Hans Schmittmaier, Bürger zu Werd (Donauwörth) und seine Frau Agnes ihre Hube zu Sallach, die sie von ihrem Vater und Schwager selig, Betz. Haug in Holzkirchen, geerbt hatten, an die Pfarrkirche St. Veit und die Liebfrauenkapelle in Gempfing um 85 Gulden. Am 21. September 1419 bestätigte die Äbtissin von St. Walburg in Eichstätt, dass Niclas Hayden (reicher Rainer Bürgerssohn und Präbendar in Gempfing) neben anderen Gütern eine Hube in Sallach (die vorher genannte) um 85 Gulden gekauft und der Pfarrkirche St. Veit und der Kapelle auf den Berg zu unserer Lieben Frau (= Marienkapelle in Gempfing) übergeben hat. Niclas Hayden hat also die Hube gekauft und der Kirche Gempfing gleich anschließend geschenkt. 1449 gibt Herzog Heinrich dem Hannsen Schmid zu Sallach das "gehaide" zwischen Sallach und Gempfing zu Lehen. 1491 verkauften Michael Riederer zu Paar und seine Frau Sabine dem Kloster Niederschönenfeld neben anderen Gütern die Wiese "gehaid", die dem Veit Schmid (wohl Nachfahre des Hannes Schmid) zu Sallach zu Erbrecht verliehen ist, um jährlich 4 Gulden Zins und 7 Herbsthühner; die Wiese haben sie von Herzog Georg zu Lehen gehabt. Am 11. Oktober 1477 schenkte der Rainer Bürger Clas (Nikolaus) Synderlin dem Rainer Spital neben anderen Gütern auch einen halben Hof zu Sallach, den damals Linnhard Held bewirtschaftete. 1482 verkaufte das Rainer Spital eine halbe Hube zu Mittenhausen gegen eine Hof zu Sallach. Die zum Spital giltberen Höfe sind die Nrn. 12 und 14. Erkennbar ist das Bestreben der Spitalstiftung, die Gilthöfe in günstiger Entfernung zu haben.
Diese frühen Güterschaften basieren darauf, dass das Eigentum bis ins frühe 19. Jahrhundert geteilt war in Obereigentum (Lehensherrn konnten Herzoge, Adelige, Kirche, Klöster und freie Bürger sein) und Untereigentum (Bauer, der das Anwesen bewirtschaftete und Gilten schuldete). Einblick in die von den Bauern zu zahlenden Gilten gewährt die Rainer Spitalrechnung von 1605. Hanß Lanz von Sallach hatte zu Lichtmeß 2 Gulden und an Michaeli 3 Schilling 4 Pfenning und 1 Heller (knapp ein halber Gulden) an das Spital zu entrichten, Caspar Winhard von Sallach entrichtet 1 Gulden. Winhard ist unter "Wiesgilt und clain dienst" mit 1 Gulden 3 Schilling und bei der "Traidgült" mit 40 Mezzen Roggen (Hohlmaß; zusammen 20 Zentner) und 40 Mezzen Haber (über 6 Zentner) verzeichnet. Der Geldwert dieser bedeutendsten Gilt sind 34 Gulden. Winhard, dem wohl das Wirt-Anwesen (Nr.14) gehörte, erwarb in jenem Jahr vom Spital 100 Mezzen Roggen (50 Zentner) zum Anschlag von 50 Gulden. Anscheinend hat er bei seinen Grundherrn auf Kredit gekauft, denn die Rechnung berichtet weiter, dass ihm 1605 zu den vorigen 20 Gulden weitere 50 Gulden gegen Verzinsung hingeliehen wurden. Mangels Banken erfüllten einstens vor allem die Stiftungen diese für den Wirschaftskreislauf wichtige Funktion. Der Bauer musste daneben den Zehnten abführen, den in Sallach das Kloster St. Walburg in Eichstätt, das Gempfing als geschlossene Hofmarkt besaß, bezog. Die Urkunden ergeben schon einige Namen derer, die einst in Sallach begütert waren und die ersten Bauernnamen. Im Salbuch Herzog Ludwig des Gebarteten sind seine 6 Eigenleute in Sallach (Leibeigene) aufgeführt: Eberlein Schuster, Hainz Schuster, Ull Engelbrecht, Hans Smid, Pez Stenglein und Fritz Zymermann.
Über 400 Jahre alt ist schon die heutige Schreibweise des Ortsnamens mit den Doppel-l; 1580 wird erstmals nachweislich "Sallach" geschrieben. Frühere Schreibweisen waren "Sala" (mehrfach im 13.Jahrhundert), "Sola" (einmal um 1300) und dann vom 14. bis 16. Jahrhundert meist "Salach", gebräuchlich noch nach 1600.