Heimatgeschichte Sallach - Landwirtschaft anno 1830
Der Bauernstand in Gottes Hand
Tiefe christliche Gläubigkeit und harte Arbeit im Stall und Feld, das kennzeichnet Sallach über viele Generationen. 19 Bauernanwesen bildeten das Dorf wohl seit dem Mittelalter und bis hinein in das 20.Jahrhundert. Einige Familien lassen sich drei Jahrhunderte auf den gleichen Höfen nachwiesen. Beim Stemmer (Hofgärtner, seit 1725) und beim Kirchenbauern (Harlander, seit 1712) hat sich der Familienname durch männliche Erfolge über viele Generationen nicht mehr geändert. Jahrhunderte liefen das dörfliche Leben, die Bauernarbeit, Brauchtum und Pflichten der Einwohner in etwa gleichen Bahnen ab. Erst das 19. Jahrhundert brachte Änderungen oder konkreter ausgedrückt Verbesserungen: die Befreiung von den Grundzinsen (1803 bzw. endgültig 1848) und damit das volle Eigentum des Bauern an seinem Hof, die Einführung der Schulpflicht (1803), Beginn der Mechanisierung im Landbau und durch die lange Friedensperiode eine Verbesserung der Lebensbedingungen.
Bescheiden bleiben diese Einschnitte, wenn man das Sallach von 1900 mit dem von 1987 vergleicht: Fruchtsorten, Anbaumethoden, Art der Viehhaltung und Technisierung revolutionierten die Landwirtschaft, Erweiterung um die Siedlung und Eingliederung in die Stadt Rain änderten die kommunale Struktur und die Errungenschaften unserer Wohlstandsgesellschaft änderten das dörfliche Leben grundlegend.
Diese Änderungen sind Anlass, einiges Vergangenes an dieser Stelle fest zu halten. Über Landwirtschaft und Gewerbe berichtet eine im Auftrag der Regierung 1830 errichtete Beschreibung. Sallach hatte 109 Einwohner, von denen 95 (18 Familien) die Landwirtschaft als Lebensgrundlage hatte. 6 Familien mit zusammen 13 Personen wurden zu den Gewerbetreibenden und Schutzverwandten gezählt und schließlich wohnte ein Militärangehöriger in jenem Jahr im Dorf. Die Gemeindeflur hatte – etwa gleich wie heute – 1040,72 Tagwerk (Tw). Sie gliederten sich auf in
- 17,27 Tw
- Haus- und Hofflächen
- 6,37 Tw Gärten
- 768,97 Tw Äcker
- 169,57 Tw Wiesen
- 52,93 Tw Weiden und Öden
- 5,51 Tw Wald
- 4,05 Tw Gewässer
- 16,05 Tw
- Straßen und Wege
- 1040,72 Tw
- Gesamte Gemeindeflur
Der tatsächliche Besitzstand der Sallacher Bauern war sogar noch etwas größer, da das Eigentum die Gemeindegrenze oft überschritt. Bei den Hauptnutzungsarten nannten die Sallacher Bauern folgende Flächen ihr Eigen:
- 763,09 Tw Äcker
- 206,65 Tw Wiesen
- 117,26 Tw Wald
Es wurde Dreifelderwirtschaft gepflegt. Das Winterfeld war zu 1/4 mit Weizen und Veesen und zu 3/4 mit Gerste bebaut, das Sommerfeld zu 1/3 mit Hafer und zu 2/3 mit Gerste. Auf das Brachfeld wurden insgesamt 10 Tagwerk Klee und 5 Tagwerk Rüben (auch zum Verzehr des Menschen) gebaut, dann noch als Sonderkulturen 4 Tagwerk Kartoffeln (Angaben in Hohlmaßen: 3 Scheffel, das sind je 222 Liter, wurden je Tagwerk ausgelegt, bei achtfachen Ertrag wurden insgesamt im Dorf 24 Scheffel geerntet) und 8 Tagwerk Flachs. Der Flachsanbau wird als unbedeutend bezeichnet. Der Flachs wurde im Haferfeld oder auf der Viehweide ausgebracht; Flachs und Werch wurden versponnen, der Ertrag sind 12 Zentner geschwungener Flachs und 6 Scheffel 4 Metzen (= 1482 Liter) Lein. Hanf wurde nicht angebaut; die drei Bienenstöcke brachten jährlich 7 Maß (zu 1,07 Liter) Honig und 3 Pfund (zu 560 Gramm) Wachs. In den Gärten wurden Salat, "Kohlraben und gewöhnliche Gemüsegattungen" angebaut. Die Obstbaumkultur wurde als "sehr weit zurück" bezeichnet. Nur wenige Kirsch- und Apfelbäume sind vorhanden.
Zur Wintersaat wurde viermal geackert und zweimal geeggt. Für Gerstenanbau wurde im Herbst einmal, im Frühjahr zweimal geackert und zweimal geeggt. Das Düngen des Brachfeldes erfolgte im Mai, Juni und September (dazwischen war Getreideernte). 10 Fuhren Mist wurden je Tagwerk aufgefahren, für "4-5 Beete" wurden eine Zeile Dung aufgebraucht, je nachdem, ob Weizen- oder Roggenanbau vorgesehen war.
Das Wintergetreide wurde durchgehend mit der Sichel geschnitten, in Garben gebunden, bei trockener Witterung in den Stadel gebracht, bei ungünstiger Witterung wurde der Roggen aufgemandelt. Das Sommergetreide wurde mit dem Gaugel gemäht und wie Wintergetreide eingebracht. Das Getreide wurde nach Schobern gezählt; 60 Garben – das waren 6 Mandeln – waren ein Schober. Der Roggen war guter, das andere Getreide mittelmäßiger Qualität. Verwendet wurde das Getreide größtenteils für den eigenen Verbrauch. Ein Verkauf fand regelmäßig auf der Schranne zu Rain statt, seltener in Aichach oder Donauwörth.
Die Wiesen waren allgemein zweimähdig; Heu wurde Mitte Juni, Gmets (Grummet) Mitte oder Ende August gemacht. Die Qualität war mittelmäßig, Stroh wurde zusätzlich gefüttert. Die Hälfte der Wiesen wurden jährlich gedüngt; 8 Fuhren je Tagwerk wurden im Herbst und Winter aufgefahren. Die Wiesenstreu wurde im Frühjahr abgerecht und im Stall verwendet.
Interessant ist das Ergebnis der damaligen Viehzählung: 48 Pferde über 3 Jahre (gewöhnliche Landpferde), 3 Ochsen, kein Stier, 50 Kühe, 36 Stück Jungvieh 1-2 Jahre, 15 Kälber, 19 Schafe, 5 Lämmer, 10 Zuchtschweine, 1 Eber, 6 Jungschweine (Mastschweine sind nicht angegeben), dazu noch 66 Gänse, 87 Hühner und 32 Tauben. Die Viehzählung von 1987 hat ein ganz anderes Bild: Die Rinderzahl ist auf 160 gestiegen, der Schweinebestand liegt bei 1259, Pferde und Schafe werden nicht mehr gehalten. Der Anschlag des Ertrages der Landwirtschaft von 1830 zeigt die damaligen Prioritäten auf:
- Ackerbau 5684 Gulden
- Viehzucht 2089 Gulden
- Flachs 280 Gulden
- Bienen 10 Gulden
- Garten 280 Gulden
- Obst 140 Gulden
- Kartoffeln 101 Gulden
- Holz 4 Gulden
- Gesamtjahresertrag 8588 Gulden
Zum Vergleich betrug der Tagelohn (60 Kreuzer = 1 Gulden):
- Männer 12 Kreuzer und Speise
- Frauen 10 Kreuzer und Speise
- Schnitter und Mahder 12 Kreuzer sowie Speise und Trank
Die 8 Knechte in Sallach verdienten jährlich zwischen 30 und 40 Gulden; die 9 Mägde mussten mit 16 – 20 Gulden zufrieden sein. Dazu kamen freie Kost und Wohnung. Der Berichterstatter stellt weiter fest, dass 2 Knaben und 4 Mädchen (bis 12 Jahre bestand Schulpflicht) in der Landwirtschaft verwendet werden können.
Vom Gesamtertrag (8588 Gulden) gehen 2329 Gulden für Dienstbotenlöhne ab, sodass den Bauern vom Ertrag real 6259 Gulden verblieben, das sind durchschnittlich 348 Gulden pro Familie. Das war durchaus genug für den einfachen Lebensstandard der Zeit, für den Grundbedarf Nahrung, Kleidung und Wohnung.
Sallach war eine kleine Gemeinde mit der Mehrzahl mittelmäßiger und größerer Bauern. Bedeutende Kritik bringt die staatliche Stelle nicht an. Sie hat nur den Wunsch nach Arrondierung der umliegenden Gemeinden, wodurch die Sallacher automatisch ihre Gründe in der Gemeindeflur bekommen und damit weniger Weg auf die Felder zurücklegen müssen.
Wirtschaftliche Schwierigkeiten der Bauern spiegeln aus Hof-Zertrümmerungen (Grundstücksverkäufe bedeutenden Ausmaßes) und Gantverkäufe, die gehäuft anfangs des 19. Jahrhunderts vorkamen. In Sallach verkauften zwei Anwesen größere Teile und 1825 wurde der vergantete Hammelhof versteigert und anschließend in Teilen verkauft.