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Heimatgeschichte Sallach - 20. Jahrhundert

Sallach im 20. Jahrhundert

Ein tiefgreifender Wandel der einst ausschließlich bäuerlichen Struktur vollzog sich in diesem Jahrhundert, vor allem nach 1945.

1913 bekam der Ort die Elektrizität. 1915 – 1918 wurde die Wiesenregulierung durchgeführt, auch Kriegsgefangene wurden zu der schweren Arbeit herangezogen. Der Erste Weltkrieg mit seiner Zwangsbewirtschaftung war ein Einschnitt in das ruhige Dorfleben – 9 Männer kehrten in das Dorf nicht mehr zurück. Inflation, Weimarer Republik, Drittes Reich – das sind die Stichworte, die die nächste Generation kennzeichnen.

Die Freiwillige Feuerwehr war nicht immer der einzige Verein von Sallach. Am 22. Juni 1930 gründeten 25 Personen eine Ortsgruppe des Heimatschutzes, eine überparteiliche Bewegung im Kampf um die Erhaltung der Eigenstaatlichkeit der Länder und gegen den Bolschewismus. Im Sommer 1932, der Verein zählte 33 Mitglieder, wurde eine Schießstätte östlich des Dorfes errichtet. Die Gemeinde stellte Bauplatz und Bauholz bereit, die Bauern stellten Arbeitskräfte und weiteres Material. Das Eröffnungsschießen war am 11. September 1932: um 1 Uhr nachmittags marschierte die Ortsgruppe unter den Klängen der Rainer Stadtkapelle hinaus. "Ein solches Fest hatte Sallach noch nicht gesehen", schreibt der Chronist. Schützenfreunde aus der weiten Umgebung hatten sich eingefunden, mit drei Kleinklibergewehren wurde dauernd geschossen. Um 7 Uhr war der Ausmarsch zum Gasthaus, wo der Tag mit Tanzmusik abgeschlossen wurde. 1933 wurden sämtliche Wehrverbände aufgelöst, der Heimatschutz Sallach – der damit einverstanden war – hatte sein Ende.

In der Folge des Heimatschutzes gründete sich am 9. April 1933 ein Schützenverein mit 25 Mitgliedern, der zum 1. Januar 1934 Pflichtmitglied im Reichsverband wurde und damit unter staatlichem Kuratel stand. Aus der Umgebung gehörten dem Unterkreis Donauwörth die Schützvereine Niederschönenfeld, Rain, Feldheim, Gempfing, Überacker, Burgheim, Staudheim und Sallach an. Am 19. Februar 1936 wurde, um die Unterhaltungskosten des Schießtandes zu verringen und die vorhandenen Mißstände zu beseitigen, beschlossen, die Hütte zu versteigern. Die Seitenbretter, die 1. Blende sowie die inneren Bänke blieben dem Verein. Blasius Baumgartner (gest. 1986) schrieb das baldige Ende des Schützenvereins nachträglich nieder: "Die Hütte hatte damals Fischer gekauft und in seinem Garten aufgestellt. Der Verfall des Schießstandes war nicht mehr aufzuhalten. Nach dem Krieg wuchs Gras darüber und heute ist alles überbaut. So ändern sich die Zeiten ..."

Schließlich hinterließ der Zweite Weltkrieg erneut schwere Lücken, materielle Schäden und blutige Spuren im Dorf. 9 Männer, der jüngste im 17., der älteste im 38. Lebensjahr, sind gefallen oder in Gefangenschaft gestorben, ein Mann blieb vermißt. Zum Teil erst nach 3 bis 4 Jahren kehrten die Männer aus der Gefangenschaft zurück. Durch Artilleriebeschuss in den letzten Kriegstagen wurden einige Häuser schwer getroffen und Stallungen zerstört. Der große Stadel beim Egelbauer brannte ab.

Die Einwohnerzahl, 1939 bei 118, kletterte infolge der Aufnahme von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen auf 169 im ersten Nachkriegsjahr 1946 und gar auf 176 im Jahr 1950. Insgesamt wohnten 97 Flüchtlinge und Vertriebene für einige Zeit in Sallach. Mit dem Fortzug vieler Vertriebener in die Städte, wo Arbeitsplatzschaffung und Wirtschaftsaufschwung Hand in Hand gingen, nahm die Einwohnerzahl wieder ab auf 161 (1953), 132 (1960) bzw. 134 (1963); das war in allen kleineren Dörfern der Umgebung so. Eine Wende in der Einwohnerentwicklung brachte die Ausweisung von Bauland östlich des Dorfes; wer auswärts einer Arbeit nachging, konnte im Dorf bleiben und Auswärtige interessierten sich seit anfangs der 1980-er Jahre verstärkt für einen Bauplatz in Sallach, so dass sich die Einwohnerzahl seit 1970 bei etwa 170 eingependelt hat.

In der Landwirtschaft hat sich neben der Vollmechanisierung doch ein Wandel deutlich gemacht: im Ackerbau sind Kartoffeln und Zuckerrüben als neue Schwerpunkte hinzu gekommen, der Getreideanbau ist im Stellenwert zurückgedrängt, in der Viehwirtschaft haben sich die meisten Betriebe spezialisiert und ihre Bestände wesentlich erhöht. Während die Erzeugerpreise seit vielen Jahren nahezu stagnieren, ist die Produktion durch künstliche Düngung und moderne Anbaumethoden sehr deutlich gestiegen. Größter örtlicher Arbeitgeber ist der Betrieb Appel, der sich seit vielen Jahren auf Sonderkulturen wie etwa Gemüse und Erdbeeren, neuerdings auch Spargel, spezialisiert hat und Flächen im weiten Umkreis bewirtschaftet. Er beschäftigt saisonal in großer Zahl ausländische Arbeitskräfte, vor allem aus Polen. Von den ortsansässigen Arbeitnehmern pendelt der allergrößte Teil nach auswärts.

Die dörflichen Einrichtungen sind rasch aufgezählt, denn Pfarrer und Schule hatte man nie, die Gaststätte schloss 1954 und das Lebensmittelgeschäft 1983. Bleiben gerade noch Schmiede und Gärtnerei als Gewerbebetriebe; wichtiger gesellschaftlicher Treffpunkt ist das am 20. Juli 1986 geweihte Feuerwehr-Gerätehaus mit Schulungsraum.

Im öffentlichen Sektor ist das Rad der Zeit im Sallach der Nachkriegszeit nie still gestanden. Einige gemeindliche Projekte seien nur stellvertretend genannt: altes Feuerwehrhaus (1953), Großkühlanlage (1956), 5000 DM Kostenanteil an der neuen Schule Gempfing (1956), Ausbau der Straße nach Rain (1961; 62 000 von 85 000 DM zahlte die Gemeinde), Kreisstraßenbau und Kanalisierung (1962/63; 40 000 DM Gemeindeanteil von 270 000 DM), Grünanlagen bei Meilinger (1968), Straßenbeleuchtung (1969), zentrale Wasserversorgung (1979/80), neues Feuerwehrgerätehaus (1983/86) und Baugebietsausweisung (seit den 1960-er Jahren). Am 1. Juli 1972 gab Sallach seine Eigenständigkeit auf und wurde in die Stadt Rain eingegliedert; gemäß dem Geist des Eingemeindungsvertrages fördert die Stadt den dörflichen Zusammenhalt und die erforderlichen Einrichtungen im Ort. Mit dem Eingemeindungstag wurde Sallach vom Landkreis Neuburg a.d. Donau in den neu geschaffenen Landkreis Donau-Ries umgegliedert. Zug um Zug wurde die Schule Gempfing zwischen 1969 und 1973 nach Rain eingegliedert – und damit wechselte nach rund 170 Jahren für die Sallacher Kinder der Schulort. In Gempfing steht den jüngsten Bürger seither allerdings ein Kindergarten zur Verfügung.

Sallach heute und morgen

Aus dem Bauerndorf von einst ist heute ein gemischt strukturierter Ort geworden. In der jüngsten Zeit sind die Arbeitnehmerhaushalte deutlich mehr geworden als die bäuerlichen Anwesen. Durch die weitere Baulandausweisung wird diese Entwicklung anhalten. Die Stadt Rain hatte 1982 ein Wiesengrundstück zwischen "Bauerndorf" und "Siedlung" gekauft und stellte dafür einen Bebauungsplan auf, de allerdings durch Anliegerbeschwerden nicht rechtskräftig wurde. Das endgültige Zusammenwachsen der beiden Dorfteile ergab sich deshalb nicht. Die Siedlung wurde wegen Scheitern der Planungen westlich der "Saumweide" dann in Richtung Osten um einen kleinen Bereich erweitert.

Wenn die Zeit mit sich bringt, dass Sallach sich nicht mehr wesentlich vergrößern wird, so sollte dies nicht als negativ gesehen werden. Trotz aller Mobilität und Technisierung, trotz der Medienvielfalt ist eine – nicht überall anzutreffende – echte Dorfgemeindschaft geblieben.Den guten Gemeinschaftsgeist, bleibende kulturelle, religiöse, bodenständige und gesellschaftliche Werte in die Zukunft zu tragen ist eine große Aufgabe für das Dorf. Diese Chronik soll ein kleiner Beitrag auf diesem Weg sein: Wenn sie nur einiges sagt, woher wir herkommen und warum wir heute hier stehen, dann hat sie ihren Sinn erfüllt.