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Heimatgeschichte Sallach - Brandkatastrophe 1888

Von einem dunklen Tag der Ortsgeschichte

"Obwohl erst mit bezirksamtlichen Ausschreiben vom 8. November auf die großen Gefahren aufmerksam wurde, welche mit dem Betriebe von Locomomilen verbunden sind, wenn hierbei nicht die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln getroffen werden und obwohl den Herrn Bürgermeister in diesem Ausschreiben die erforderlichen Anhaltspunkte behufs Verhüten von Feuersgefahr gegeben wurden, mußte man doch leider die traurige Wahrnehmung machen, daß schon am 20. Desselben Monats im Orte Sallach eine Lokomobile unter völliger Außerachtlassung aller dieser Vorsichtsmaßnahmen in Betrieb gesetzt und in folge davon das bekannte Brandunglück allda verursacht wurde."

Im deutschen "Drei-Kaiser-Jahr" war das größte bekannte Brandunglück in der Sallacher Ortsgeschichte, von dem hier das königliche Bezirksamt Neuburg berichtet. Das Dienstbuch der Freiwilligen Feuerwehr Bayerdilling sowie die Überlieferung berichten über diese Katastrophe, die am 20. November 1888 um "4 ¼ Uhr nachmittags" beim Wolfbauern ausbrach. Bei heftigem Sturmwind wurde an jenem Dienstnachmittag mit der Dampdreschmaschine gearbeitet. Der Kessel wurde mit Kohlen geheizt, die Scheunen waren jetzt im Spätherbst voll und gegenüber heute noch teilweise mit Stroh bedeckt: der Dreschbtrieb war unter diesen Umständen grob fahrlässig.

Als die Bayerdillinger Feuerwehr in Sallach erschien, brannten bereits 5 Anwesen: Wolfbauernscheune, der ganze Schlösselbauernhof, Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Schwabkaspar, Veitbauer- und Schmiedanwesen. Selbst Misthaufen in Richtung Gempfing fingen durch den starken Wind Feuer. Anfangs leitete der Bayerdillinger Kommandant den Löscheinsatz, später teilte man sich und an der Westseite übernahm der Rainer Kommandant die Wehren, die das Wolfsbauernhaus retteten. Selbst Bezirksamtmann Weber von Neuburg erschien und traf mit den Neuburgern Feuerwehrmännern die nötigen Anordnungen. 21 auwärtige Feuerwehren waren im Einsatz: Rain, Bayerdilling, Neuburg, Burgheim, Niederschönenfeld, Staudheim, Feldheim, Ortlfing, Wengen, Münster, Pessenburgheim, Holzheim, Unterpeiching, Oberpeiching, Mittelstetten, Kunding, Gempfing, Bergendorf, Marxheim, Altisheim und Genderkingen. Gegen 11 Uhr abends rückten, nachdem das Feuuer soweit unter Kontrolle war, die ersten, entfernteren Wehren ab. Der Großbrand hatte ein Menschenleben gekostet: Jakob Zinsmeister (Schwabkaspar) erstickte bei dem Versuch, aus seinem brennenden Haus noch Inventar zu retten. Beim Großbrand wurden zwei Kastanienbäume auf den Buck (neben Nr. 2/Schlösselbauer) vernichtet und wurden erst 1948/49 wieder nachgepflanzt. Noch 1845 standen dort Linden, die Kastanien sollen 1850 gepflanzt worden sein.

Aufgrund des großen Schadens bewilligten das Bezirksamt ausnahmsweise eine Sammlung, die die Bürgermeister sämtlicher Gemeinden des Bezirks Neuburg (= späterer Landkreis Neuburg a.d. Donau) durchzuführen hatten. Innerhalb 10 Tagen waren die Barspenden beim Amt abzuliefern und Naturalien nach Sallach zu fahren. Die Barbeträge wurden an die 5 Geschädigten am 29. Dezember 1888, die gespendeten Naturalien am 2. Januar 1889 unter Leitung von Bezirksamtsvorstand Weber von Gemeindeverwaltung und Armenpflege Sallach verteilt. "Ohne den mindesten Abstand", vermerkt das Bezirksamt in seinem öffentlichen Dank namens der Geschäftigten. Die Brandversicherung sprang für die Gebäudeschäden ein; Beträge lassen durch die Vernichtung des Versicherungsarchivs im Krieg nicht feststellen. Wegen der groben Fahrlässigkeit wurde bei den Verantwortlichen Regreß genommen. So hatte der Maschinist – der Besitzer eines Hofes in Nördling – einen beachtlichen Betrag aufzubringen und war gezwungen, hierfür mehrere Tagwerk Wald abzuholzen und zu verkaufen.

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Sallach

Wie überall in der Umgebung existierte in Sallach im 19. Jahrhundert eine Pflichtfeuerwehr. Sie musste sich jeweils in Byerdilling zur Inspektion stellen und "erfüllte ihre Schuldigkeit" (1.Mai 1887) bzw. "leistete durch sämtliche Teile sehr gut" (1891). 1893 hatte die Pflichtfeuerwehr 24 Mitglieder; am 12. Mai 1895 ist sie im Bayerdillinger Dienstbuch nicht mehr genannt, denn 1894 wurde in Sallach eine eigene Freiwillige Feuerwehr gegründet.