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Hubert M. Drossbach, 10. Träger der Bürgermedaille

Hervorragende Leistungen auf wirtschaftlichem Gebiet (Inhaber der Fa. Drossbach).

Die Verleihung wurde vom Stadtrat am 23. Januar 1990 beschlossen. Die festliche Übergabe von Medaille und Urkunde erfolgte am 18. April 1990. Die Ehrung für den Inhaber der Fa. Drossbach erfolgte für hervorragende Leistungen auf wirtschaftlichem Gebiet (Inhaber der Fa. Drossbach).

Die Donauwörther Zeitung berichtete am 21. April 1990 in zwei Beiträgen (Autor: Redaktionsleiter Hans Habermann)

Den Namen Rain in die Welt getragen

Stadtrat verleiht Bürgermedaille an Hubert Droßbach - Unternehmerische und soziale Leistung

Zwanzig Jahre nach seinem Vater Max hat Diplom-Ingenieur Hubert Droßbach die Bürgermedaille der Stadt Rain erhalten. Den Beschluss dazu fällte der Stadtrat bereits am 23. Januar; jetzt fand im Rahmen einer Feierstunde im neuen Sitzungssaal die Verleihung statt. Erster Bürgermeister Karl Würmseher würdigte die Verdienste von Droßbach, der kürzlich 60 Jahre alt wurde, für die Stadt, ihr Umland und ihre Bürger.

Karl Würmseher rechtfertigte erst einmal den Bau des größeren Rathauses. Er sei längst überfällig gewesen, denn die Verantwortlichen hätten stets andere Projekte vorgezogen. Aber eine Stadt, die in den 1930-er Jahren nur 1700 Einwohner verzeichnete, die jetzt an die 7000 Bürger zählt und die eine kommunale Gemeinschaft mit rund 11 000 Menschen verwalte - dazu in einer Zeit, in der auch die Administration komplizierter geworden sei -, habe diesen Bau dringend benötigt.

Selbst ist der Mann

Hubert Droßbach, so stellte der Bürgermeister heraus, gehöre zu den wenigen, die nicht immer gleich ins Rathaus gestürzt kämen und sattsame Forderungen stellten: die Stadt müsse, sollte, habe.... und so fort. "Sie wirkten nach dem imponierenden Grundsatz: Selbst ist der Mann." Der Jubilar habe den ältesten Industriebetrieb der Stadt hoch technisiert, den Bedingungen der Zeit angepasst und erweitert, den Namen Rain in die ganze Welt hineingetragen. Ein anderes Leitwort gelte ebenso für Droßbach: Mehr sein als scheinen. Zwei Generationen biete das Unternehmen vielen Mitbürgern Arbeit und damit Existenz, beschäftigte es in vielfältiger Form das heimische Gewerbe, erlaube es der Stadt mit seinen Steuern die Bewältigung kommunaler Aufgaben. Würmseher verwies auf die Betriebstreue vieler Mitarbeiter, auf die Sozialeinrichtungen, auf die Tatkraft und die Risikobereitschaft des Unternehmers. In dieser Phase, in der die marxistisch-sozialistische Planwirtschaft ihre Unfähigkeit beweise, so der Bürgermeister, werde besonders deutlich, dass eine Wirtschaft ohne unternehmerische Qualitäten und eine Gesellschaft ohne die Freiheit des einzelnen nicht lebensfähig sei.

Der Vater war der erste Träger

Dann blätterte das Stadtoberhaupt auf das Jahr 1969 zurück. Damals habe der Stadtrat auf seine Anregung hin die Bürgermedaille für persönlich hervorragende Leistungen auf dem kommunalen, kulturellen, wirtschaftlichen, technischen und karitativen Gebiet geschaffen und am 14. September 1970 erstmals verliehen - an Max Droßbach. Sohn Hubert könnte gleich mehrere Voraussetzungen für die Verleihung für sich beanspruchen. Über die unternehmerische Aktivität hinaus habe sich der Jubilar auch in den Spitzengremien der AOK und der Industrie- und Handelskammer bewährt.

In einer Randbemerkung stellte Würmseher noch fest, dass "außer auf eine Verlegung eines Feldweges" keine Anforderungen der Firma an die Stadt gegangen seien. Mit den besten Wünschen für die eigene Person, für die Familie und das Unternehmen überreichte der Bürgermeister die Bürgermedaille und die Urkunde ("sie ist in Neuburg gefertigt; so ganz haben wir die Beziehungen noch nicht abgebrochen", beichtete der Bürgermeister).

Nach der Verleihung trugen sich Hubert Droßbach und seine Frau, Baronin Gertrud von Weveld-Droßbach sowie die Ehrengäste, darunter auch die Geschäftsführer und der Betriebsrat der Firma, in das Goldene Buch der Stadt ein. "Ich habe gar nicht geglaubt, dass ich so ein hervorragender Mensch bin", meinte der Ausgezeichnete und bekannte seine Rührung. Rain sei dazu mehr seine Arbeitsstätte und nicht die Wohnstadt gewesen. Wegen der Luftangriffe und der Zerstörung seiner Heimatstadt Augsburg sei der 14-jährige mit dem Fahrrad im Februar 1944 nach Rain gekommen, habe bei der Familie Dr. Bschorer Obdach und Freundschaft gefunden. Das Gymnasium besuchte der junge Hubert erst in Donauwörth und dann, weil die Schule früher öffnete und die Verbindung (nach der Zerstörung der Lechbrücke) besser war, in Neuburg, wo er auch das Abitur schrieb. Nach acht Semestern erhielt er das Diplom der TH München. Etwas später heiratete er und ist seitdem in Sinning wohnhaft. "Aber Rain ist mir doch die Lebensarbeit", bekannte Droßbach.

Geborgenheit der Heimat

Die anwesenden Freunde erinnerten Hubert Droßbach an forsch-frohe Jugendtage in Rain ("Seien wir doch froh, dass wir an solche Tage überhaupt zurückdenken können!"), aber auch daran, dass die Stadt das Umfeld geschaffen habe, um die Menschen hier sesshaft zu machen, um ihnen Heimat zu bieten. Droßbach bekannte, er spüre - mit zunehmendem Alter immer deutlicher - die Geborgenheit der Heimat. Wenn er - wie häufig - von Auslandsreisen zurückkehre, werde ihm die Lieblichkeit der Landschaft und das Wohlbehagen der Heimat immer stärker bewusst. Bei einem gemeinsamen Mittagessen in der Werkskantine ging Hubert Droßbach vor den Gästen auf die Entwicklung seines Unternehmens ein.

Droßbach knüpft DDR-Kontakte

Rainer Rohre gibt es rund um die Erde

"In den runden Jahren tut sich bei uns was", scherzte Dipl.-Ing. Hubert Droßbach in der Werkskantine vor den Ehrengästen, die an der Feier zur Verleihung der Rainer Bürgermedaille teilgenommen hatten. Sein Rückblick auf die Firmengeschichte imponierte auch einer japanischen Delegation, die zufällig zu diesem Zeitpunkt das Unternehmen in Rain besucht hat.

Es war im Jahre 1930, als Max Droßbach die 1919 gegründete Rainer Isolierfabrik erwarb. Sie stand in diesen Notzeiten keineswegs günstig da. Das Unternehmen blieb bis zum Jahre 1960 eine Einzelfirma. Dann kam er, der 1930 geborene Sohn Hubert, als gleichberechtigter Teilhaber in die OHG. Im Jahre 1970 schied Vater Max Droßbach aus, die Gesellschaft wurde wieder eine Einzelfirma. Jetzt, 1990, wandelte der Besitzer sein Unternehmen in eine GmbH & Co. KG mit der Berufung der beiden bisherigen Prokuristen in die Geschäftsführung um. Droßbach begründete, Überlegungen zur Zukunftssicherung gingen dieser Entscheidung voraus.

Das Unternehmen ist international tätig und auch verflochten. Dass ausländische Delegationen in Rain weilen und dabei immer wieder auch Geschäftsbeziehungen erneuerten, sei keine Seltenheit, stellte der Firmenchef fest. Insbesondere aus der UdSSR und aus China kämen häufig Besuchergruppen. Der Betrieb in Rain, in dem vor allem Kunststoff verarbeitet wird, stellt aber auch die entsprechenden Maschinen her. Etwa 30 Prozent des Betriebsvolumens gehen auf den Maschinenbau. Hauptprodukte sind Röhren und Rohre zu den verschiedensten Verwendungszwecken: die Anteile von Kunststoff zu Blech betragen etwa sechs zu eins. Um die 200 Mitarbeiter zählt das Unternehmen in der Lechstadt, nahezu so viele Beschäftigte sind in zwei "reinen" Tochterunternehmungen in Frankreich tätig. Dazu kommen noch Beteiligungen an Firmen in den USA, England, Australien, dem Nahen und dem Fernen Osten. Aber auch Kooperationen gebe es. Wie Hubert Droßbach mitteilte, seien erste Kontakte mit der DDR bereits geknüpft, Entscheidungen aber noch nicht gefallen.

 

Weitere Informationen zu Hubert M. Drossbach:
Er wurde für seine Leistungen auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Verstorben ist er am 11. März 1993 auf Schloss Sinning; seine letzte Ruhestätte ist in der nahegelegenen Kirche von St. Wolfgang.