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Geschichtliche Entwicklung

Die Stadt Rain hat bereits im Jahre 1955 begonnen, die Lösung der Abwasserprobleme im Stadtgebiet systematisch voranzutreiben. Die eigentliche Geschichte der öffentlichen Abwasserbeseitigungsanlage der Stadt Rain beginnt im Jahre 1957 mit der Erteilung des Planungsauftrages. Die bestehenden Hauskläranlagen waren unzulänglich, die Abwasserbeseitigung in der Altstadt sehr bedenklich. Die erste Planung datiert vom Mai 1959 und war das Grundkonzept zur Errichtung des wesentlichen innerstädtischen Hauptsammlers sowie eines für damalige Begriffe hochmodernen vollbiologischen Klärwerkes nahe der Hammerlmühle. Die Altanlage war nach den damals gültigen Bemessungsregeln für 7500 E + EGW (= Einwohner und Einwohnergleichwerte) ausgelegt und bestand im Wesentlichen aus einer mechanisch wirkenden Vorklärung als Emscherbecken sowie einer biologischen Stufe, bestehend aus einem hochbelasteten Tropfkörper und einem vertikal durchströmten Nachklärbecken, System Dortmundbecken. Der Schlamm wurde im Emscherbecken der mechanischen Reinigung über den dort stattfindenden Faulprozess stabilisiert und an die Landwirtschaft abgegeben oder auf Deponie verbracht. 1983 bis 1985 erfolgte der Bau der Kläranlage II für 24000 E + EGW.

Neben der Abwasserbeseitigung für Rain selbst betreibt die Stadt in den Stadtteilen Bayerdilling, Gempfing, Hagenheim, Sallach, Überacker und Wallerdorf selbstständige Kanalanlagen mit den zugehörenden Klärwerken, meist als Erdbecken mit Oxydationsteichanlagen. Diese Kläranlagen entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. Soweit Kanalsysteme im Mischsystem bestehen, fehlen die erforderlichen Mischwasserbehandlungsanlagen. Die Stadtteile Wächtering, Etting und der östliche Teil von Bayerdilling werden noch über Haus-Kläranlagen entsorgt.

Zur Anpassung der Abwasserbeseitigungsanlagen an den heutigen technischen Standard hat die Stadt Rain, beginnend im Herbst 2001, zunächst die Stadtteile Überacker, Gempfing, Sallach und Bayerdilling an die Zentralkläranlage angeschlossen. Nach 2016 erfolgt dann der Anschluss von Wächtering, Etting, Wallerdorf und Hagenheim. Jeweils zeitgleich erfolgt die Ertüchtigung der jeweiligen Ortsnetze.

So wie für die umliegenden Orte ist natürlich auch das Kanalnetz der Stadt selbst, nach der Planung des Jahres 1959 errichtet, zum Teil überlastet, zum Teil nicht mehr den heutigen Anforderungen an den Gewässerschutz entsprechend und muss in nächster Zeit erweitert und ergänzt werden. Eine diesbezügliche Planung wurde 2001 vorgelegt und enthält vor allem die Anlagen zur Regenwasserbehandlung, an die ja nun bei Mischkanalisationsanlagen relativ hohe Reinigungsanforderungen gestellt werden. Bereits 1985 wurde mit der Herstellung des Stauraumkanales Preußenallee begonnen. Eine Netzertüchtigung wird weiterhin fortgeführt.

Der Zeitplan für den Aufbau der Entwässerungsanlage im Überblick

Kläranlage I und Kanalbau

  • 10.07.1957 Auftrag an das Ingenieurbüro Friedrich Michele über einen Kanalisationsgesamtplan
  • 27.08.1958 Erste Vorlage des Projekts über die Gesamtkanalisation im Stadtrat
  • 06.05.1959 Vergabe des Bauabschnittes I (2 km Kanäle, Altstadt)
  • 21.10.1959 Vergabe des Bauabschnittes II
  • 19.04.1961 Baubeginn für die erste Kläranlage (provisorisches Erdbecken war vorhanden)
  • 17.07.1963 Betriebsaufnahme der mechanisch-vollbiologischen Sammelkläranlage für 7500 Einwohner und Einwohnergleichwerte
  • 1974 Entwässerung der Ziegelmoos-Siedlung im Vakuumverfahren

Kläranlage II und Kanalbau

  • 28.07.1981 Planungsauftrag des Stadtrates an das Ingenieurbüro Hans Köpf
  • 01.03.1983 Vergabe des Gesamtbauauftrages an die Fa. Bergauer, Waldsassen
  • 11.04.1983 Baubeginn
  • 26.07.1984 Aufnahme des Probebetriebes mit gleitendem Übergang zum Vollbetrieb
  • 1985 Bau des Stauraumkanales Preußenallee
  • 1992-2000 Erschließung der Gewerbe- und Baugebiete im Westen und Süden der Kernstadt
  • 1993-1994 Anschluss der Stadtteile Ober- und Unterpeiching
  • 1997-1998 Kanalbau Rain-Überacker mit Anschluss der Stadtteile Mittelstetten und Staudheim

Kläranlage III (Ertüchtigung) und Kanalbau ab 2000

  • 09.02.1999 Planungsauftrag an die Köpf Ingenieur GmbH
  • Okt. 20 Baubeginn für die Ertüchtigung
  • Aug. 2001 Baufertigstellung
  • Oktober 2002 Anschluss von Gempfing, Überacker, Sallach und Bayerdilling (ohne Kirchdorf)
  • 2004 Klärwerk: Erneuerung, elektrische Installation sowie Regel- und Steuertechnik
  • 2004 Regenüberlaufbecken und Stauraumkanal Bayerdilling
  • 2005 Kanalisierung des Kirchdorfes von Bayerdilling
  • 2012 Kanalisierung Ortsteil Etting inklusive Zwischenpumpwerk & Hauptpumpwerk
  • 2014 Neubau Pumpwerk Wallerdorf
  • 2016 Kanalisierung Ortsteil Wächtering inklusive neuem Pumpwerk
  • 2016-2017 Klärwerk: Erneuerung Gebläse und Belüftertechnik für beide Belebungsbecken sowie Erneuerung der Regel und Steuertechnik des gesamten Klärwerks.
  • 2018 Kanalisierung Ortsteil Hagenheim/ Ziegelstadel inklusive neuem Pumpwerk.
  • 2010 - 2021 neue oder modernisierte Pumpwerke im gesamten Entsorgungsgebiet.
  • 2010 - 2021 Anschluss der Baugebiete: Rain „Unterer Kirschbaumweg“ und „Maximilian Straße II“, Staudheim „West“, Mittelstetten „Am Staudheimer Weg“, Bayerdilling „In der Heide“.

Kosten

  • Kläranlage I 1960 - 1964 1,3 Millionen Mark
  • Kläranlage II 1982 - 1985 6,0 Millionen Mark
  • Kläranlage III 2000 - 2001 1,6 Millionen Mark
  • Entwässerungskanäle 1959 - 2001 18,7 Millionen Mark
  • Kanalbau 2002 - 2023 ...... Millionen Euro
  • Kläranlage technische Erneuerungen 2016/2017 ca. 1,4 Millionen Euro

Die Klärwerks-Ertüchtigung 2000/2001


Vorgeschichte der neuen Klärwerks-Ertüchtigung

Nach Inbetriebnahme der 2. Ausbaustufe des Klärwerks Rain im Jahr 1984 dauerte es immerhin 10 Jahre, bis wieder an dieser Anlage geplant werden musste. Anlass war diesmal die drastisch gestiegene Belastung durch die Abwässer der Kartoffel-Industrie durch vollzogene und noch zu erwartende Produktionserweiterung. So wurde zu diesem Zeitpunkt mit einer Zunahme der Schmutzfrachtbelastung von 24 000 EW auf 34 000 EW gerechnet.

Im Auftrag der Stadt Rain legte die Köpf Ingenieur GmbH im Oktober 1994 einen Erweiterungsentwurf vor, der den zusätzlichen Bau von zwei Belebungsbecken, einer Phosphat-Fällungsanlage sowie zweier zusätzlicher Schlammbehälter vorsah.

Die Ausführung dieser Planung wurde jedoch zurückgestellt, da die Kartoffel-Industrie einer Vorbehandlung ihrer Abwässer zustimmte.

Die Klärwerks-Ertüchtigung

Wie schon 2000/2001 wurde es nach ca. 15 Jahren Betrieb der Mess- und Steuertechnik verschleißbedingt Zeit für neue Technik. Auch die teils deutlich ältere Maschinentechnik musste erneuert werden. Die Planungen dafür übernahm das Ingenieurbüro WipflerPlan.

Die Erneuerungen im Überblick:

  • Installation neuer Gebläse für Belebungsbecken und Sandfang in der neu errichteten Gebläsehalle mit neuen Luftleitungen.
  • Erneuerung der Belüftungstechnik (Lüfterplatten statt Lüfterkerzen) in beiden Belebungsbecken für besseren Wirkungsgrad und hoher Betriebssicherheit.
  • Erneuerung der alten Steuerung gegen eine leistungsfähigere Zentralsteuerung.
  • Neue Messtechnik in beiden Belebungsbecken für Sauerstoff, Ammonium, Nitrat und Phosphat für eine effiziente Regelung
  • Neue Mess- und Maschinentechnik im Schlammpumpwerke
  • Neue Rührwerke in den Schlammspeichersilos

Die Planungen für die nächsten Jahre

Das Rechengebäude ist massiv in die Jahre gekommen und wird mit der darin befindlichen Maschinentechnik im Jahr 2023 komplett erneuert.Für die alte Rechenanlage mit 6mm Spaltweite wird ein Feinstrechen mit 3mm eingesetzt. Der alte Rechen bleibt erhalten und dient zukünftig als Notumlaufrechen. Bis jetzt ist im Notumlaufgerinne kein Rechen verbaut.Auch einige Pumpstationen im Stadtgebiet werden mit neuer Steuerungs- und Maschinentechnik ausgestattet.