Kunst in der Aussegnungshalle
Künstlerisches Konzept für die Aussegnungshalle in Rain
Der erste optische und emotionale Eindruck beim Betreten der Aussegnungshalle war bisher geprägt von den steilen spitzgiebeligen Dachflächen, die den Blick unwillkürlich nach oben lenkten. Der Lichteinfall vom Nordgiebel bewirkte ein gleichmäßiges, gedämpftes Licht. Die grauen schmucklosen Sichtbetonwände wurden nur durch das große Holzkreuz am Südgiebel unterbrochen. Auf den Besucher wirkte der Raum daher karg, je nach Tageslicht fast düster.
Ein bestehendes Bauwerk künstlerisch neu zu gestalten, bedeutet dennoch, den bisherigen Charakter nicht grundsätzlich zu verändern, sondern ihn in einer zeitgemäßen Form sinnvoll zu ergänzen.
Thematisch legte ich dem künstlerischen Konzept folgendes Zitat zugrunde, was den überkonfessionellen Anspruch der Aussegnungshalle unterstreicht:
"Wir glauben nicht an den Tod als Ende,
wir glauben an eine andere Ebene des Lebens.
Dort begegnen wir denen wieder,
die wir liebgewonnen und verloren haben."
(Dewasenta, Clanmutter aus dem Völkerbund der Irokesen)
aussegnungshalle.jpg (35475 Byte) An der südlichen Giebelwand, die aus fünf Betonflächen aufgebaut ist, werden unter den Querbalken des Kreuzes rechts und links vom Längsbalken jeweils drei großformatige Wandbilder angeordnet. Große Farbflächen brechen nach außen auf, entgegengesetzt zur Richtung des Giebels, und geben den Blick frei auf einen großen Kreis, der als Auferstehungssonne gedeutet werden kann. Sie steht unter dem Kreuzungspunkt von Längs- und Querbalken des Kreuzes. Von diesem Punkt aus wirft sie ihr Licht gleichsam auf die gegenüberliegende Giebelseite und hinaus auf den Friedhof. Die leuchtenden Gelb-, Blau- und Violetttöne werden in ihrer Wirkung durch den grauen Hintergrund noch gesteigert und setzen damit einen stark farbigen Akzent im Raum. Auch die "Sonne" lenkt durch ihre Farbe und Form den Blick auf die Bilderreihe und schließt dabei das Kreuz mit ein.
Die an der West- und Ostseite angeordneten Fensternischen wurden im Zuge der Renovierung dem Farbkonzept angepasst und in entsprechenden Blautönen in drei Helligkeitsstufen ausgemalt.
Graisbach, im Mai 2004
Ruth Borisch