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Gründung Rains und Burgviertel

Der geschichtliche Rundgang durch die Altstadt beginnt in ihrem südöstlichen Winkel, im Burgviertel zu Füßen des Wasserturms; diese Ecke hängt eng mit der Gründungsgeschichte Rains zusammen. Beim "Karrer" (Hauptstr. 15) biegen wir in die Burggasse ein und stehen bald vor einem Stück rekonstruierter Stadtmauer mit Durchgang zum Ziegelmoos.

Nach nach dem Zweiten Weltkrieg nannte der Volksmund diesen Winkel die "Burg", obwohl dort längst nichts mehr an eine Burg erinnert. Die "Alte Veste" wurde aus unbekanntem Grund zwischen 1310 und 1326 niedergelegt, nach relativ kurzer Lebensdauer also. Sie war nach 1250 entstanden, bald nach der um die Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgten Gründung der Stadt Rain durch Herzog Otto II. den Erlauchten von Bayern. Das genaue Gründungsjahr Rains ist unbekannt. Eine Urkunde des Zisterzienserinnenklosters Niederschönenfeld von 1257 erwähnt zum ersten Mal Rain als herzoglich-bayerische Stadt. Rain entstand durch die Verlagerung des am heutigen südöstlichen Stadtrand in Richtung Bayerdilling gelegenen Dorfes Brucklach. Otto II. siedelte die Einwohner von Brucklach etwas weiter nordwestlich an, auf einer dreieckigen Landzunge der bayerisch-schwäbischen Hochebene, deren Spitze nach Westen gerichtet ist. Die neue Siedlung Rain entstand unmittelbar als Stadt. Der Landesherr verlieh ihr das Marktrecht und sicherte sie mit einer Ringmauer, mit Toren und Türmen. Die stark befestigte Grenzstadt fungierte als äußerstes nordwestliches Bollwerk des Herzogtums Bayern im östlichen Winkel von Lech und Donau gegen das benachbarte Ausland westlich des Lechs.

Rain ist von Anfang an nicht nur ein wichtiger strategischer Ort zum Schutz des Lechübergangs in Verbindung mit einer Zollstation gewesen, sondern auch ein Verwaltungsmittelpunkt, insbesondere für die wittelsbachischen Besitzungen am unteren östlichen Lechrain, mit einem Kastenamt und später einem Pfleg- bzw. Landgericht. Amtssitz dieser Verwaltung – einschließlich Rechtsprechung – war die "Alte Veste", die "Burg" in der Südostecke der Altstadt, die allenfalls 75 Jahre hier stand. Heute finden wir an ihrer Stelle eine Ansammlung kleinerer und größerer Bürgerhäuser. Sie überragen den wuchtigen Wasserturm, den die italienischen Gastarbeiter 1903 errichteten. Der kegelförmige, neuklassizistisch gestaltete Rundbau mit seinem ausladenden Aufsatz und seinem Zeltdach ist architektonischer Nachfolger des ehemaligen Feldhüterturms, den man 1901 wegen Baufälligkeit abgebrochen hat. Nichts erinnert mehr an das Knappenhaus, welches der Augsburger Handelsherr Karl Imhof 1594 in der "Burg" an der Stadtmauer erbauen ließ und wo er viele Meister und Knappen zur Tuchherstellung beschäftigte.