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Heimatgeschichte Wallerdorf mit Hagenheim - Das Schulbenefizium

Schule Wallerdorf
Schule Wallerdorf

Die Wallerdorfer Schule geht auf eine Stiftung des Gütlers Nikolaus Pfaffenzeller zurück. Nach ihm ist der Pfaffenzeller Weg benannt und eine Gedenktafel an der südlichen Außenwand der Ortskirche "St. Nikolaus" erinnert an ihn und seine Familie.

Die Wallerdorfer Kinder mussten über Generationen nach auswärts zur Schule gehen. Eine eigene Schule sparte ihnen den weiten Weg, der bei jeder Witterung zurück gelegt werden musste. Das Dorf erhielt einen Schulbenefiziaten, das heißt einen Priester, der auch den Unterricht übernahm. Den Stifter traf in seinen letzten Jahren ein schweres Schicksal: er hatte 1855 seine Frau und 1859 binnen einen Monats seine drei Töchter verloren. So wollte er sein "Gütl" (ein kleiner Bauernhof) und sein Vermögen in den Dienst des Ortes stellen. Die Stiftungsurkunde befindet sich im Archiv des Bistums Augsburg. Ziffer I. bis III. dieses am 23. Januar 1863 vom Bezirksamt Aichach ausgestellten Stiftungsbriefes berichten über die großherzige Tat:

Der am 21. November 1861 verlebte Gütler Nikolaus Pfaffenzeller zu Wallerdorf hat am 22. Oktober 1860 vor der Gemeinde Wallerdorf erklärt, daß er derselben Zwecke der Errichtung eines Curat- und Schulbenefiziums in Wallerdorf sein gesamt Anwesen überlassen, und hat derselbe überdies zur Umbauung seines Wohnhauses in ein Benefiziatenhaus 500 fl bestimmt.

Diese Schenkung wurde von der Gemeinde Wallerdorf vom 28. März 1861 acceptiert und von derselben sofort die Errichtung eines Curat- und Schulbenefiziums in Wallerdorf beschlossen, damit im Orte Wallerdorf die Werk- und Feiertagsschule abgehalten und die Seelsorge ausgeübt werde.

Die Dotation des Schul- und Curat-Benefiziums zu Wallerdorf wird zurecht geschöpft aus dem durch Verkauf der Grundstücke des Pfaffenzeller‘schen Anwesens erzielte Capitalien von 6.772 fl 54 xr.

Dem Benefizium verbleibt auf der beim Anwesen des Pfaffenzeller befindliche Hausgarten mit 17 Dezimalen (entspricht 578 m²) und der Krautgarten-Anteil mit 3 Dezimalen (102 m²).

Das für den Benefiziaten und die Schule benötigte Haus wird von der Gemeinde Wallerdorf aus ihren Mitteln und mit Verwendung des von Pfaffenzeller zu diesem Zwecke bestimmte Barbetrages von 500 fl hergestellt.

Die Gemeinde verpflichtete sich, für den laufenden Schulbedarf aufzukommen und dem Schulbenefiziaten ein Einkommen von 240 fl zu gewährleisten, sofern die Zinsen aus dem Kapital nicht ausreichen. Der Priester hatte noch weiteres Einkommen (wie Schulgeld, gestiftete Messen und Heizmaterial), das in der Stiftungsurkunde aufgelistet ist. Seine Verpflichtungen waren Unterrichtung von Werk- und Feiertagsschülern sowie die Seelsorge (es war nun täglich eine Messe), wobei hier einige Handlungen dem ihm übergeordneten Pfarrer von Holzheim vorbehalten waren (wie Führung der Matrikelbücher, Brautexamen, Segnung des Taufwassers).

Für die erste Besetzung der Benefiziatenstelle hatte Pfarrer Schmid in Holzheim ein Vorschlagsrecht, danach konnte der Bischof frei besetzen. Nur wenige Jahrzehnte war das Benefizium mit einem Geistlichen besetzt, danach übernahm ein weltlicher Lehrer den Schulunterricht und wohnte auch im Schulhaus. Kirchlich wurde Wallerdorf alsbald wieder vikariert und hatte - so kann man sagen - einen regen Priesterwechsel, denn es wurde abwechselnd von Holzheim, Echsheim und Bayerdilling versehen.

Im Sommer 1970 verwaiste das Wallerdorfer Schulhaus, die Kinder werden seither in den Rainer Verbandsschulen unterrichtet. 1975 richtete die Stadt einen Kindergarten ein, der zeitweise sogar mit einer Wechselgruppe geführt wurde - die überwiegende Zahl an Besuchern kamen aus der Gemeinde Holzheim. Mit der Einrichtung eines eigenen Kindergartens in Holzheim-Stadel (September 1994) endet auch dieses Kapitel des ehemaligen Schulhauses, denn Wallerdorf/Hagenheim hatte zu wenig Kinder für eine Weiterführung der Einrichtung. Die Kinder besuchen seither den Städt. Kindergarten Bayerdilling. Das Pfaffenzeller-Haus wurde nun für die neue Nutzung als Gemeinschaftshaus mit Feuerwehrheim unter Einbringung von Eigenleistungen umgebaut und 1997 bezogen; im Obergeschoss ist weiterhin eine vermietete Wohnung.