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Heimatgeschichte Staudheim- Staudheim im 20. Jahrhundert

Erster Weltkrieg und Folgezeit

Mit dem Jahr 1914 ging für die Bevölkerung des Rainer Winkels eine rund 100jährige Friedenszeit zuende. Die Kriegsjahre 1866 und 1870/71 hatten nicht die üblichen drastischen Einschränkungen gefordert. Die Kriegsjahre 1914 bis 1918 aber bedingten eine Lebensmittelrationierung , die Truppen mussten versorgt werden. Das Dorf bekam die Auswirkungen weiter durch fehlende Arbeitskräfte zu spüren. 12 Staudheimer Männer sind gefallen oder blieben vermisst.

Zwischen dem Staat und dem Bistum Augsburg wurde die Frage des Patronates für die Pfarrei Staudheim 1928 so entschieden, dass das mit dem Schloss Unterbaar verbundene Recht aufgehoben sei. Vorausgegangen war der Konkurs der Holzhandlung Himmelsbach, die Schlossbesitzer war. So wurde Martin Demharter, schon seit 1928 Pfarrvikar, am 6. Dezember 1928 als regulärer Pfarrer von Staudheim ernannt. Die feierliche Installation war am 26. Dezember 1928.

In die ersten Amtsjahre von Pfarrer Demharter fiel eine bedeutende Kirchenrenovierung. 1925 heißt es, eine Außen- und Innenrenovierung sei erforderlich, die Grabsteine sollten vom Boden an die Wand versetzt werden. In einem Bericht vom 14. Oktober 1933 wird die Ausführung der Arbeiten im Kirchinnern bestätigt, die Grabsteine wurden in diesem Jahr ebenfalls versetzt. Die Kosten wurden teilweise durch Spenden gedeckt. Bei der Renovierung wurden Fresken an der Südwand des Chores entdeckt und 1933 freigelegt. 1936 wurden sie konserviert. Weitere Freilegungen fanden 1948 statt. Die Fresken haben ihren Ursprung im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts. Sie sind beschrieben im Kunstdenkmälerband für Stadt und Landkreis Neuburg a. d. Donau

1938 wurde die Flurbereinigung für den südlichen Bereich der Flur (Äcker) durchgeführt. Die Römerstraße, die westlich des Ortes die Bahnlinie kreuzt, wurde infolge der Bereinigung umgepflügt. Sie ist heute bei entsprechender Witterung aus der Luft noch erkennbar.

Der Zweite Weltkrieg und seine Auswirkungen

Ein dunkles Kapital schrieb der Zweite Weltkrieg (1939 – 1945) in die Ortschronik. Waren es zunächst nur die Lebensmittel-Kontingentierungen, die den Ort hautnah trafen, dazu der Einzug vieler Männer zum Kriegsdienst, so wurden die Nachrichten mehr und mehr düsterer. Meldungen über Gefallene trafen ein. 23 Staudheimer Männer sahen die Heimat nach dem Krieg nicht wieder. In den letzten Kriegstagen trafen zwei Artilleriegeschosse die Pfarrkirche. Beschädigt wurden weiter der Pfarrhof (Zimmer Südostecke durch Volltreffer demoliert) und weiter Gebäude im Ort. – Der 1. Treffer bei der Kirche schlug durch das Dach des Schiffes und richtete Verwüstung am neu eingedeckten Dach an. Der 2. Treffer schlug im Chor der Kirche ein und richtete am Aufbau des Hochaltares Zerstörung an. Das Altarbild wurde in Trümmer zerrissen, vernichtet wurden das Abschlussbild (hl. Dreifaltigkeit) und zwei kleine Bilder rechts und links (Jesus und Maria). Schaden trugen vom 2. Treffer auch die Decke, das Dach, das Nordfenster und ein flankierender gotischer Sterbepfeiler davon.

Drei Menschenleben forderten die letzten Kriegstage im Ort. Karl Neubauer von Staudheim, geboren am 15. Julia 1937, starb am 25. April 1945, 19 Uhr, durch Splitterverletzungen (Artilleriegeschoss). Der Kanonier Hermann Hull (Huth?) aus Baden, geboren am 7. Mai 1907, starb am 27. April, 4 Uhr. "Durch die im Feindkampf am 26.4.45 erlittene schwere Verwundung gestorben", berichtet der Sterbeeintrag. Karl Chauer, geboren am 30. November 1923 (Vater wohnhaft in Meißen), starb am 2. Mai 1945. Die Todesursache wird mit "Autounfall" angegeben. Schon in den Tagen zuvor lag Staudheim unter dem Artilleriefeuer der nördlich der Donau auf den Hügeln stehenden Panzer – am 27. April 1945 erfolgte schließlich der Einmarsch der Amerikaner.

94 Heimatvertriebene wurden 1945 und 1946 aufgenommen. Sehr drastisch zeigte sich der Flüchtlingszustrom an der Einwohnerzahl. 1925 hatte Staudheim 284 Einwohner, bei Kriegsbeginn 287 und im ersten Nachkriegsjahr waren es 386 – das ist der bisher höchste Stand. Da viele Vertriebene in die Städte wegzogen, fiel die Einwohnerzahl über 325 (1953) auf 311 (1960) bzw. 310 (1963).

Der Hochaltar der Pfarrkirche wurde von Otto Karmann unter Verwendung alter Teile neu aufgebaut. Das Altarblatt wurde von Johann Pfohmann wiederhergestellt. Drei neue Kirchenglocken wurden am 13. Julia 1952 geweiht und erklangen erstmals am 19. Juli 1952. Der Weltkrieg hatte das Kirchengeläut für die Waffenfabrikation weggenommen. Lediglich das "Armensünderglöcklein" mit 1,5 Zentnern war der Gemeinde von 1942 bis 1952 geblieben; dieses Glöcklein wurde in Zahlung gegeben. Das neue Geläut besteht aus der Muttergottesglocke (10 Zentner, fis), der Quirinusglocke (8 Zentner, a) und der Heilig-Kreuz-Glocke mit 7 Zentnern (Ton h). Während die beiden großen Glocken neu gegossen sind, ist die kleine über 200 Jahre alt. Sie wurde 1780 von J. Daller in Münchner für die Gemeinde Hohenfurch bei München gegossen, hat herrlich Verzierung und ist im Kunstdenkmälerband erwähnt.

Wirtschaftswunder und Reformeifer

Der Wiederaufbau ging rasch voran, die Auswirkungen des "Wirtschaftswunders" zeigten sich mannigfaltig im Ort. Neue Häuser wurden errichtet, die Straßen erhielten neue Gesichter. Die gemeindlichen Projekte der zweieinhalb Jahrzehnte nach dem Krieg sind Beispiele für den Aufschwung. 1956 wurde die Straßenbeleuchtung errichtet., dein Leichenhaus wurde gebaut und der Friedhof erweitert (1959), Unterkunft und Geräte für die Feuerwehr wurden verbessert (1957 und 1959), die Schule renoviert (1965) und schließlich wurde die Ortskanalisation durchgeführt (1967 – 1986). Die Ortsstraßen und Gemeindeverbindungswege wurden in mehreren Abschnitten ausgebaut, an der Bundesstraße 16 wurden Gehwege angelegt. Langsam wuchs die Siedlung im Wastltal und weitere Wohneinheiten wurden neu gebaut. Die Einwohnerzahl stieg nun wieder von 310 (1963) über 360 (1970) auf heute 369.

Erfolg hatten die neuerlichen Bemühungen der Gemeinde um einen Bahnhaltepunkt. Ab 31. Mai 1955 wurde Staudheim als Bedarfshalt bedient. Aufgrund der Inanspruchnahme ist Staudheim seit 31. Mai 1959 Planhalt für mehrere Züge, vor allem zu den von Berufstätigen und Schülern frequentierten Zeiten.

Die Zeit blieb nicht stehen – die siebziger Jahre mit ihrem Reformeifer kamen. 1970 wurde die Schule Staudheim aufgelöst. Nach kurzfristiger Zuteilung zur Schule Burgheim wurde Staudheim endgültig dem Schulverband Rain eingegliedert. Heute können die Kinder Grund-, Haupt- und Realschule Rain besuchen. Zum 1. Julia 1972 wurde Staudheim in die Stadt Rain eingegliedert. Und die Landkreisreform schlug zum gleichen Zeitpunkt den Lechwinkel zum Landkreis Donau-Ries. Mit der Stadt hat man ein gutes Einvernehmen, werden doch immer wieder Maßnahmen für den Ort durchgeführt, zuletzt die Renovierung des ehemaligen Schul- und heutigen Gemeinschaftshauses (1983) und die Neuteerung der Gehwege an der Ortsdurchfahrt (1984).

Seit 13. Julia 1984 rollt der Fernverkehr über die Umgehungsstraße, die neue Bundesstraße 16. Die Ortsdurchfahrt wurde anschließend vom Straßenbauamt Augsburg neu geteert. In der Folge des Bundesstraßenbaues läuft bereits die Flurbereinigung II für den nördlichen Gemarkungsbereich. Die Besitzeinweisung soll in vier Jahren erfolgen.

Gegenwart und Zukunft

(Stand 1985 = Herausgabe der Feuerwehr-Chronik, spätere Ereignisse noch nicht in dieser Chronik berücksichtigt)

Vieles hat sich geändert! Staudheim liegt nicht mehr wie seit Jahrhunderten an der südlichen Donautalstraße, der Verbindung Ulm – Ingolstadt. Die Umgehungsstraße erleichtert die Verkehrssituation und entlastet vom Verkehrslärm. Die zentrale Wasserversorgung wurde 1979/80 errichtet, für die Müllentsorgung besteht seit 1977 Benutzungszwang. Es gibt heute nur noch 22 landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe, dazu 15 Nebenerwerbsbetriebe. Die Zahl der Berufspendler stieg in der Vergangenheit, die auswärtigen Arbeitsstellen sind vor allem in Rain, Donauwörth und Neuburg. Landwirtschaft und auswärtige Berufstätigkeit sind heute die zwei Haupteinnahmequellen der Einwohner.

Vier Einrichtungen mit Tradition hat Staudheim verloren. Die Schule wurde1970 aufgelöst. Letzter Bürgermeister war über 34 Jahre Xaver Neubauer. Durch einen Verkehrsunfall verlor Staudheim am 6. November 1978 seinen Pfarrer Martin Demharter. Schule, Bürgermeister und Pfarrer sind heute in Rain. Schließlich ist auch der Storch ausgeblieben, er war letztmals 1981 da. – Ist da ein Geburtenrückgang verwunderlich? Kein Bürgermeister für die Beurkundung, kein Pfarrer für die Taufe, kein Lehrer für die Ausbildung und jetzt auch kein Storch mehr im Ort!

Der Gemeinschaftsgeist ist geblieben! Dafür sorgen schon die 7 Vereine: der Fußballclub mit Damengymnastikgruppe, die Schützenvereine "Winterlust" und "Eintracht", die Krieger- und Soldatenkammeradschaft, der "Fliegenverein", die Jugendgruppe und schließlich die Freiwillige Feuerwehr. Das Engagement der Einwohner für ihr Dorf und das Interesse für die anstehende Kirchenrenovierung sind weitere sichtbare Zeugnisse für den Gemeinschaftsgeist.

Vieles konnte in dieser kurzen Chronik nicht berücksichtigt werden. Themen künftiger Forschung könnten Schul-, Kirchen- und Landwirtschaftsgeschichte von Staudheim sein. –

Am Ende dieser Ortschronik verbinden sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir blickten zurück – wir schauen voraus. Die Besinnung auf das Vergangene läßt uns die Gegenwart verstehen und lehrt uns für die Zukunft. –Lernen und arbeiten wir für eine friedliche Zukunft, für eine gesunde Umwelt, für eine gute Ortsgemeinschaft! Geben wir die Tradition von Generation zu Generation weiter!