Heimatgeschichte Staudheim- Die Kirche
Das Patronatsrecht der Pfarrei wird in einem um 1417 angelegten Salbuch Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt ("der Gebartete") den Rindsmaul von Straß zugeschrieben. Später, in einer Notiz von 1516, hat das Patronat den Riederern von Baar zugestanden. Die Gutsherren von Baar – namentlich sind die Muggenthaler (1605), die von Höhenkirchen (1704) und die Freiherren von La Fabrique (1822) nachweisbar – werden noch 1845 als Patronatsherren von Staudheim erwähnt.
Trotz der zahllosen Einbußen durch die Kriege brachten die Staudheimer Zeit und Geld für ihre Religion, ihre Kirche auf. Die Pfarrkirche, die viele Wirren überstand, ist so lebendiges Zeugnis von Glauben und Geschichte. Der Turm dürfte schon um 1300 entstanden sein, der Chor und das Schiff etwa 100 bis 150 Jahre später. Ende des 17. Jahrhunderts erhöhte und stucktierte man das Schiff, Chorbogen und Fenster wurden geändert. Die Verlängerung des Schiffs um die Emporentiefe nach Westen ist zwischen 1830 und 1840 erfolgt.
Interessant für die Pfarrgeschichte sind zwei Urkunden aus dem frühen 16. Jahrhundert. Michael Riederer zu Baar, der das Patronatsrecht der Pfarrei hatte, verordnete 1516 der Pfarrei alle Quatember (vier Termine im Jahr) 1 ½ fl. Zur Aufbesserung seiner Pfarrei Wiesenbach. 1519 stiftete der Rainer Bürger Leonhard Has mit 2 fl. jährlichen Zinsgeldes ein ewiges Licht und mit 8 Schillingen aus sechs Äckern zu Staudheim für sich und seine Nachkommen einen Jahrtag in der Pfarrkirche "St. Quirin". Die Familie Has erscheint 1613 noch einmal: Hans Pruiser und seine Frau Anna, geb. Häsin, überließen dem Kloster Thierhaupten den Zehnt, den sie von Vater Leonhard Has vererbt bekamen, an 38 Jauchert Äckern um 900 fl.
Eine Kapelle St. Ursula stand in dem 1684 in einer Bayernkarte als Einöde oder Weiler ausgewiesenen Ort Burnntal. Bei Bitt- und Dankgängen kamen die Rainer beispielsweise am 16. August und 21. Oktober 1706 und den Ursulatagen von 1705, 1712, 1714 und 1781 hierher. Man kam zum Gebet um den erwünschten Frieden, um Gedeihen der Feldfrüchte und zur Danksagung wegen gut eingebrachter Ernte. Die genannten fünf Jahre sind nur Beispiele, die urkundlich belegt sind, denn 1781 heißt es "am Ursulatag ging man jährlich von Rain aus mit dem Kreuz nach Brundl".
Der Gesamtbetrag der Pfarrei – das Pfarreinkommen – wird 1734 mit 400 fl. angegeben. Zur Unterhaltslast der Kirche schreibt der Pfarrer, dass vor wenigen Jahren durch das Pflegegericht 200 fl. verbaut wurden, die wegen Armut des Staudheimer Gotteshauses von benachbarten Kirchenstiftungen als Darlehen genommen wruden. Den 1704 abgebrannten Pfarrhof bauten der Patronatsherr und der Pfarrer gemeinsam auf. H. L. Franz von Höhenkirchen zu Baar steuerte 600 fl. in Gold und Bauholz sowie Dachzeug bei. Die übrigen Kosten von Pfarrhaus und Stadel, rund 100 fl., trug Pfarrer Ferdinand Muggenthaler. Ein Maurer verdiente damals jährlich rund 80 fl., ein Handlanger 50 fl.
Kirchenerweiterung 1834
Am 22. Oktober 1833 beantragen Gemeinde und Pfarrei die Vergrößerung der Pfarrkirche. Lassen wir der Gemeinde die Verhältnisse dieser Zeit schildern:
"Man musste sich also bisher immer in die traurige Notwendigkeit fügen und es mit Wehmut betrachten, dass an Sonn- und Feiertagen die Schulkinder auf eine Gruppe zusammengedrängt den ganzen Gottesdienst über stehen mussten und ihnen kein eigenes Plätzchen gegönnt werden konnte, wo sie kniend ihre Andacht verrichten konnten. Ebenso müssen sich die an Sonn- und Feiertagen etwa später Kommenden damit abfinden, auch beim unfreundlichsten Wetter außer der Kirchentür und ohne Obdach stehen zu bleiben, indem das überfüllte Kirchen alle Dorfbewohner nicht aufnehmen kann. Dass bei solchem Missstand eine gewisse Kirchenordnung und eine Absonderung der ledigen von den verheirateten, der männlichen von den weiblichen Personen – und daher eine ungestörte Andacht nicht leicht möglich ist, lässt sich wohl einsehen. Nun geschah es aber, dass aus der Interkalarrechnung hiesiger Pfarrei, die im vorigen Jahr während acht Monaten unbesetzt war, der Kirche ein Rentenüberschuss von 353 fl. (=Gulden) 55 kr. (= Kreuzer) 4 h. (= Heller) zugute kam, welche Summe nach einer höchsten Regierungsbestimmung dem Kirchenvermögen eingerechnet und nutzbringend angelegt werden solle. Allein die ganze Gemeinde spricht jetzt keinen anderen Wunsch aus als dass man die k. Regierung um die gnädigste Erlaubnis bitte, den genannten Interkalar-Früchten-Überschuss zur Vergrößerung ihres allzusehr beengten Kirchens verwenden zu dürfen."
Das Schiff der Kirche war zu dieser Zeit innen ca. 8, 50 Meter lang, mit dem Anbau wurde es auf 13, 24 Meter verlängert. Auch ein Teil des alten Gemäuers, die Verbindung zum Anbau – wurde 1834 ersetzt. Für den Bau wurden, wie bereits beim bestehenden Teil des Schiffes, Bruchsteine verwendet. Interessant sind die Notizen zur Bauausführung. Die Gemeinde wünschte die Übergabe in Privat-Akkord an den bauverständigen Meister Thomas Schopper von Rennertshofen, da dieser für den Bau mit Bruchsteinen am geeignetsten erschien. Die Bausteine wurden "selbst ausgegraben", Ziegelsteine, Platten und Kalk wurden in der Brennerei zu Dezenacker bestellt. Die Heranschaffung der Baumaterialien übernahmen die Einwohner "vor der Feldarbeit" in Hand- und Spanndienst, heißt es am 17. März 1834. Im Ort waren zweit Schreinermeister, die ihre Arbeiten billig und zweckmäßig machen, wird den Behörden berichtet.
Offensichtlich dauerte den Staudheimern der amtliche Weg zu lang, denn am 26. April 1834 schrieb die Bauinspektion Neuburg an das Landgericht Rain:
"... dass die Gemeinde Staudheim bereits mit dem Bau zu Erweiterung der Kirche daselbst ohne Wissen der k. Bauinspektion begonnen habe, und zwar ohne dass sie selbst den revidierten und genehmigten Bauplan in Händen hat, ... Man macht es daher der Gemeindeverwaltung zur Pflicht, ... den Bauplan beizubringen oder bis dahin die Fortsetzung des Baues einzustellen und bittet deshalb das k. Landgericht, gegen die Gemeinde Staudheim endlich einzuschreiten, um die k. Bauinspektion zu unterstützen."
Weitere Unterlagen fehlen von da an in der Akte. Die Staudheimer dürften aber noch im selben Jahr mindestens den Rohbau der Verlängerung abgeschlossen haben, denn die Westwand der Kirche war abgebrochen. Im Kostenvoranschlag sind die Kosten der Erweiterung mit 664 fl 4 kr angegeben; nach Abzug des vorhanden Geldes hatte der Ort noch 310 fl 9 kr aufzubringen.
Das Kapital der Kirchenstiftung war zu dieser Zeit 1.327 fl, die Zinseinnahmen waren 60 fl 56 kr. Private zahlten damals 5 % Darlehenszins, der Staat vergütete lediglich 2,5 %. Die Kirchenstiftungen fungierten damals als Geldinstitute, denn Banken gab es noch nicht. Die Stadtsparkasse Rain wurde beispielsweise erst 1842 gegründet, die Raiffeisengenossenschaften noch später. – die durchschnittlichen jährlichen Einnahmen der Kirchenstiftung waren 1122 fl 4 kr 2 hl (aus Zinsen und Gülten), die Ausgaben waren durchschnittlich 92 fl 50 kr für den Kirchendienst. Nicht enthalten ist darin das "Gehalt" des Pfarrers, das sich aus der Interkalarrechnung ergab. Hier ergaben sich 1832 in acht Monaten 353 fl 55 kr 4 hl Rentenüberschüsse, da kein Pfarrer in Staudheim war.