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Michael Raucheisen

Pianist und Liedbegleiter
Ehrenbürger der Stadt Rain
geboren 10. Februar 1889 in Rain
gestorben 27. Mai 1984 in Beatenberg/Schweiz
Ruhestätte auf dem Städt. Friedhof Rain

1. Bürgermeister Karl Würmseher steckt Michael Raucheisen die Bürgermedaille der Stadt Rain an (Immensee/Schweiz, 12. September 1970).
1. Bürgermeister Karl Würmseher steckt Michael Raucheisen die Bürgermedaille der Stadt Rain an (Immensee/Schweiz, 12. September 1970).

Ehrenbürgerschaft verliehen am 10. Januar 1984 anlässlich seines 95. Geburtstages.

Erster Träger der 1969 geschaffenen Bürgermedaille, Verleihung am 12. September 1970.

Michael Raucheisen ist am Kirchplatz Rain, der heutigen Nummer 9, geboren. Professor Raucheisen hat den Ruf seiner Geburtsstadt in die ganze Welt getragen und ist einer der größten Söhne Rains.

Michael Raucheisen und seine 1987 verstorbene Gattin Maria Ivogün sind auf dem Städt. Friedhof Rain bestattet.

Würdigung der Augsburger Allgemeinen zum Tod von Michael Raucheisen

Die Musik verliert einen Begleiter

Zum Tod des 95-jährigen in der Schweiz gestorbenen Pianisten Prof. Michael Raucheisen

"Von Rain zum Ruhm" war der Beitrag betitelt, mit dem wir am 10. Februar 1984 den Pianisten und Liedbegleiter Prof. Michael Raucheisen zu seinem 95. Geburtstag gewürdigt haben. Schon damals war er bei schlechter Gesundheit, konnte auch nicht vom Thuner See, wo er im Altenheim Beatenberg betreut wurde, in seine Vaterstadt Rain am Lech reisen, um die Ehrenbürgerwürde entgegenzunehmen. Sie war ihm "als bedeutendstem lebenden Sohn der Stadt Rain und in Anerkennung seines großen künstlerischen Lebenswerkes" verliehen worden. Eine Feierstunde in Rain sollte den Jubilar am 6. Juni in Abwesenheit ehren; jetzt wird eine Gedenkstunde daraus. Raucheisen ist am Sonntag, wie erst jetzt bekannt wurde, in der Schweiz gestorben.

michael-raucheisen

Die Musik war dem kleinen Michael in die Wiege gelegt, denn sein Vater besaß Ansehen nicht nur als Glasermeister, sondern auch als Organist, Kirchenchorleiter und Musikpädagoge. Und die musikalische Ausbildung seines einzigen Sohnes war ihm so viel wert, dass er 1902 mit seiner Familie nach München übersiedelte. Und hier begann alsbald Michael Raucheisens außerordentliche Musikbegabung zu strahlen, als ob er sich dem Ruhm der ebenfalls aus Rain stammenden Lachner-Brüder (Franz, Ignaz, Vincenz) verpflichtet fühlte.

Bereits 1906 spielte der Student der Musikhochschule im Prinzregenten- und im Hoftheater die erste Geige, machte er als Organist von St. Michael auf sich aufmerksam. Von 1908 bis 1912 gehörte er als Bratscher dem renommierten "Münchner Streichquartett" an. Der große Dirigent Felix Mottl vermittelte dem 22jährigen eine Kapellmeisterstelle in Karlsruhe. Aber die Eltern waren gegen einen Wegzug aus München. Mottl, der den Geiger Raucheisen schätzte, wusste aber auch von dessen pianistischen Fähigkeiten. Er schickte ihm Sänger zur Einstudierung ihrer Rollen, und bald trat Raucheisen als deren Begleiter bei Liederabenden hervor.

Schon 1912 gründete er die berühmt gewordenen musikalischen Matineen, gestaltete viele selbst und trat mit Künstlern wie Leo Slezak, Karl Erb, Paul Bender, Sigrid Onegin und Maria Ivogün, seiner späteren Frau, auf.

Im Jahre 1920 erhielt Michael Raucheisen seine Berufung nach Berlin, wo er bis 1958 wohnhaft blieb. Er begleitete Starsängerinnen wie Claire Dux und Elena Gerhard, Sänger wie Lauritz Melchior und Tito Szipa, die Geiger Joseph Szigeti, Joan de Manèn, Erica Morini, den Cellisten Gregor Piatigorsky, um nur einige Namen zu nennen. Als revolutionäre Neuerung galt Raucheisens Begleitung mit offenem Flügel, um eine andere, bessere Klangverbindung zwischen Stimme und Instrument zu erreichen. Endgültig "oben" war er nach seiner Konzertreise durch Nordamerika 1923/24 und nach der Welttournee mit dem Violinvirtuosen Fritz Kreisler.

Michael Raucheisen avancierte zum meistgesuchten Begleiter; was Rang und Namen hatte, trat mit ihm auf. Doch er widmete sich weiterhin auch der instrumentalen Kammermusik und errang insbesondere mit den "Meistertrio", zu dem noch der Geiger Vása Prihoda und der Cellist Paul Grümmer gehörten, große Erfolge. Viele Jahre lehrte Raucheisen auch an der Musikhochschule Berlin, fünf Jahre leitete er die Abteilung "Lied und Kammermusik" beim Berliner Rundfunk. Im Jahre 1958 zog er sich nach einer begeistert aufgenommenen Tournee mit Elisabeth Schwarzkopf in das Privatleben zurück und übersiedelte mit seiner Frau Maria Ivogün in die Schweiz.